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[SIZE=4]David der Zweite[/SIZE] (aus c't 12/1993)
[SIZE=3]Geoworks Ensemble, Version 2.0[/SIZE]
Marcus Gröber
Bei Erscheinen der Version 1.0 im Jahr 1990 feierten viele Geoworks als Windows-Rivalen. Doch die Euphorie ebbte ab, nachdem der Hersteller in den folgenden Jahren mit den Versionen 1.1 und 1.2 eher Kosmetik betrieben hatte, während die Anwender auf wichtige Features wie `Suchen und Ersetzen´ oder eine integrierte Datenbank warteten. Die Version 2.0 soll all diese Wünsche berücksichtigen.
Um die alten Kunden zu besänftigen, bietet der deutsche Distributor ein zweistufiges Update an: Heureka, München, liefert die komplett übersetzte Programmversion auf vier HD-Disketten (plus eine Zusatzdiskette mit Druckertreiber-Updates) und ein kleines Handbuch mit etwa 150 Seiten für 249 DM als Update. Nach der Systems, also bei Erscheinen dieses Heftes, soll dann die komplette deutsche Dokumentation (circa 1100 Seiten) kostenlos nachgeliefert werden. Gleichzeitig soll Geoworks Ensemble 2.0 auch für Noch-Nicht-Anwender erhältlich sein.
Zum Test stand dieses Update zur Verfügung. Es bietet sofort bei der Installation die Möglichkeit, existierende Dokumente auf das neue Format umzustellen (wobei die eigentliche Umwandlung erst die Applikation beim ersten Laden vornimmt). In diesem Fall muß allerdings genügend Platz auf der Festplatte sein, um alle umgestellten Kopien der alten Dateien beherbergen zu können. Einige Kleinigkeiten fallen bei der Konvertierung auf, beispielsweise lassen sich gruppierte Grafikobjekte nach der Konvertierung nicht mehr trennen; dies sollte also vorher geschehen. Überraschenderweise meldet das Installationsprogramm unter OS/2, das System sei `nicht kompatibel´, obwohl für OS/2 ein spezieller Treiber enthalten ist. Installiert man das System unter DOS (es sollte dort auch mindestens einmal gestartet werden), läuft es klaglos unter OS/2.
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Nach der Installation belegt das System circa 8 MByte auf der Festplatte, was im Vergleich zum Funktionsumfang nur geringfügig mehr ist als die Vorversion (erst recht, wenn man noch den Platz für `Quattro Pro light´ mitrechnet, das in der Version `1.2 Pro´ enthalten war). Es werden weniger Vorlagen und Musterdokumente mitgeliefert, dafür sind unter anderem 800 KByte komprimierte Online-Hilfe-Dateien hinzugekommen. Nach bewährtem Schema belegen die eigentlichen Applikationen mit 600 KByte nur einen Bruchteil des Gesamtplatzes, da der größte Teil ihrer Funktionalität bereits in den Systembibliotheken steckt.
Auf den ersten Blick sind die Änderungen von Geoworks eher in Details zu erkennen. Spätestens beim Starten einer Applikation erkennt man jedoch an den neuen Toolbars und den umfangreicheren Menüs, daß die höhere Hauptversionsnummer gerechtfertigt ist. Die Geschwindigkeit wirkt jedoch behäbiger, vor allem beim Aufbau komplexer Fenster und beim Starten von Applikationen. Geoworks empfiehlt daher zu Recht als Mindestsystem einen 286-Rechner, möglichst mit 1 MByte RAM. Damit läßt sich dann durchaus arbeiten, wenn man nicht gerade 486er-verwöhnt ist. Vor allem ist das System bei geringem Speicherausbau wesentlich `gutmütiger´ als beispielsweise Windows, das dann permanent auf die Platte zugreift.
Wie schon in der Version 1.x beschränkt sich Geoworks auf den Real Mode und nutzt die Möglichkeit des Protected Mode auf 286ern und höher nicht aus. Lediglich der Erweiterungsspeicher wird als Puffer zum Auslagern von Daten und Programmsegmenten genutzt. Trotzdem bietet Geoworks präemptives Multitasking (zum Beispiel lassen sich andere Fenster auch dann bedienen, wenn man Dateien auf Diskette kopiert - sogar mit recht angenehmen Reaktionszeiten). Auch wenn das Fenster einer Anwendung hängenbleibt und auf keine Eingabe mehr reagiert - was gelegentlich vorkommt und auch reproduzierbar ist - läßt sich der Rest des Systems und alle anderen laufenden Anwendungen benutzen. Das Fenster der `hängenden´ Anwendung zeichnet Geoworks sogar korrekt neu, wenn es verdeckt war. Erst beim Herunterfahren des Systems (das normalerweise den exakten Zustand jeder Anwendung einschließlich geladener Dokumente, Fenster- und Cursorpositionen und so weiter sichert) bleibt der Rechner stehen.
Leider treten gelegentlich meist nicht reproduzierbare Systemfehler auf, die Geoworks dann zwar als solche erkennt und in einer Dialogbox meldet, es bietet jedoch keine andere Wahl als das Verlassen der gesamten Umgebung. Das führt in vielen Fällen zum völligen Absturz. Durch den systemeigenen Autosave-Mechanismus (er speichert die Daten automatisch alle paar Minuten) sind die Datenverluste durch solche sporadischen Effekte zwar meist gering, doch es ist zu hoffen, daß der Hersteller bald eine Korrektur der ärgerlichen Probleme nachliefert, zumal die Vorversion 1.2 bezüglich Fehlerfreiheit ziemlich vorbildlich war.
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In den Anwendungen hat sich gegenüber der Vorversion einiges getan: Zusätzlich zur Textverarbeitung GeoWrite und dem Zeichenprogramm GeoDraw sind nun im Reigen der Applikationen auch eine Datenbank namens GeoFile und mit GeoCalc eine Tabellenkalkulation vertreten. GeoWrite verfügt erst jetzt über `Suchen und Ersetzen´, dafür mit Jokerzeichen und der Möglichkeit, auch nach Absatzsymbolen und ähnlichen Zeichen zu suchen. Eine Serienbrief-Funktion gibt es jetzt ebenfalls, und mit Funktionen wie `Stylesheets´ (definierte Standardabsatzformate, die auf Knopfdruck die komplette Formatierung eines Textteils ausführen) und Textfluß um beliebige Grafiken verdient GeoWrite tatsächlich das Attribut `DTP-Programm´ - vor allem, wenn es etwa um kleine Broschüren mit großem Grafikanteil geht.
Auch GeoDraw wurde um viele Funktionen ergänzt, die Anwender lange gefordert hatten: Ein `magnetisches´ Gitter ermöglicht die automatische Ausrichtung von Objekten; wahlweise lassen sich Objektgruppen auch nachträglich nach verschiedenen Kriterien anordnen (gleiche Abstände, zentriert et cetera). Serienweises Duplizieren von Grafiken mit jeweils kleinen Veränderungen (stauchen, drehen, Größenänderung) erledigt das Programm automatisch. Die vektororientierten Zeichenfunktionen hat man um Splines (geglättete Kurven zwischen Fixpunkten) und um die automatische Erzeugung geometrischer Objekte (beispielsweise Vielecke) erweitert. Flächen kann man mit Farbverläufen ausfüllen, mangels Grafiktreibern für 256 Farben kommt dies aber nur ungenügend zur Geltung. Komplett neu sind die Funktionen zur Bearbeitung von Bitmaps (Freihandzeichnen, Füllen, pixelweises Bearbeiten in Vergrößerung), die man vollständig in Vektorgrafiken integrieren kann. Vektorobjekte lassen sich auch in Bitmaps umwandeln und anschließend von Hand nachbearbeiten, so daß man quasi das `Beste aus beiden Welten´ vereinigen kann. Der umgekehrte und kompliziertere Weg (`tracen´ von Bitmaps in Vektorgrafiken) ist allerdings nicht möglich.
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Natürlich kann man die Funktionsleisten auch teilweise ausblenden, aber so erhält man einen ersten Eindruck vom Funktionsumfang des neuen GeoWrite.
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Zum Ensemble-Paket sind GeoCalc und GeoFile neu hinzugekommen; dafür sind einige kleine Hilfsprogramme weggefallen.
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GeoCalc ersetzt gegenüber der Version `Ensemble Pro´ die DOS-Tabellenkalkulation Quattro Pro Light durch ein vollständig ins System eingebundenes grafisches Spreadsheet. Wer intensiv mit Quattro Pro gearbeitet hat, vermißt vermutlich einige Features (Makros, Regression, 3-D-Grafiken), dafür ist GeoCalc neben den üblichen Spreadsheet-Funktionen mit den kompletten grafischen Fähigkeiten angereichert worden, die neben GeoDraw auch alle anderen Programme enthalten. Dies erlaubt es, Grafiken direkt im Arbeitsblatt zu editieren, ohne hin und her konvertieren zu müssen. Die Diagrammfähigkeiten sind zwar sehr einfach zu benutzen, angesichts der grafischen Orientierung von Geoworks allerdings zu eingeschränkt.
[SIZE=3][COLOR=red]Datensammler[/COLOR] [/SIZE]
GeoFile läßt immer noch Raum für Spekulationen über eine irgendwann erscheinende Datenbank eines Drittanbieters. Das Programm ist ausdrücklich nur als `flat file´-Datenbank konzipiert, es dient also nur als elektronischer Karteikasten ohne Möglichkeiten wie komplexe Reports oder relationale Verknüpfungen. Auch hier kann man grafisch aus dem vollen schöpfen. Jedoch fehlt eine Möglichkeit, grafische Objekte an einzelne Datensätze zu knüpfen, was eine gelungene Abrundung des Gesamtkonzepts wäre. Sehr angenehm ist, daß man jederzeit zwischen Dateneingabe und Datenbankentwurf wechseln kann, ohne gerade eingegebene Daten zu verlieren. Das Angebot an Feldtypen und Zahlenformaten ist reichhaltig, und auch berechnete Felder sind möglich, da der komplette Funktionssatz der Tabellenkalkulation zur Verfügung steht. Bei großen Datenbanken (die Höchstgrenze liegt bei 16 000 Sätzen) bleibt die Performance allerdings weit hinter einer `richtigen´ vorindizierten Datenbank zurück. GeoFile ist also eher als Datensammler für den Hausgebrauch anzusehen, für den keine tieferen Kenntnisse von Datenbankkonzepten erforderlich sind.
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So präsentieren sich Write, Draw, Calc und File unmittelbar nach dem Start.
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